Zur Person
Karin Amrein promovierte mit 21 Jahren als jüngste Ärztin Österreichs. Es folgten Auslandsaufenthalte, die Fachausbildung Innere Medizin, Master of Science, Habilitation im Fach Innere Medizin, Forschungsaufenthalte in Prag und Zürich sowie eine assoziierte Professur an der Medizinischen Universität Graz mit Zusatzfach Endokrinologie und Stoffwechsel. Frau Doz. Dr. Karin Amrein ist derzeit auch als niedergelassene Endokrinologin in Graz tätig. Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Tätigkeiten als Reviewer belegen ihre höchst erfolgreiche Arbeit als Wissenschaftlerin.
Wann sollte Vitamin D3 zusätzlich eingenommen werden? Gibt es andere Alternativen (z. B. Ernährung)?
Der natürliche Weg des Vitamin D ist nur zu einem kleinen Teil über die Nahrung möglich. In Österreich kann man in etwa 100 I.E. pro Tag durch die Ernährung aufnehmen. Der Rest müsste aus der Sonne kommen. Interessanterweise haben oft gerade jene Länder mit viel Sonne einen höheren Anteil an Vitamin-D-Mangel, weil in diesen Ländern sich vor allem Frauen komplett verhüllen. Nachdem wir gute europäische Daten haben, wo meines Wissens auch österreichische Daten enthalten sind, ist ein Vitamin-D-Mangel verlässlich bestimmbar, der fast jeden Zweiten betrifft. Gerade in den Wintermonaten ist die Vitamin-D-Versorgung durch die UVB-Strahlung sehr eingeschränkt. Im Winterquartal (Dezember bis Februar) macht es grundsätzlich für jeden Sinn, ein Vitamin-D-Präparat einzunehmen, vor allem aber besonders wichtig ist das für Risikogruppen. Dazu gehören Kinder, Kleinkinder, Leute, die nicht in die Sonne dürfen, wie z. B. Patienten mit Verbrennungen, Hautkrebspatienten. Bei Vitamin K2 spricht nichts gegen eine zusätzliche Einnahme in Maßen.
Wie hoch sollte Vitamin D3 dosiert werden?
Die Vitamin D3 Dosierung ist stark von der Person abhängig und das sollte man in die Überlegungen immer mit hineinnehmen. Ein gesunder junger Mensch braucht weniger als ein alter kranker Mensch. Pauschal kann man sagen, es sind 600 bis 2.000 Einheiten pro Tag sinnvoll. Diese Tagesdosis muss man auch nicht bezüglich zu hoher Dosierungsspiegel kontrollieren.
Welche Einnahmemodalität halten Sie für Vitamin D3 besser: täglich, wöchentlich oder monatlich?
Von den praktischen Hochladedosen sind wir abgekommen. Monatlich oder noch seltener empfehlen wir nicht mehr, außer in ganz speziellen Settings, wie auf der Intensivstation, wo man in sehr kurzer Zeit sehr viel erreichen muss und deshalb um eine Ladedosis nicht herumkommt. Ansonsten wäre die tägliche Einnahme besser.
Wie hoch schätzen Sie, darf die maximal verträgliche tägliche Dosis Vitamin D3 sein?
4.000 I.E. bei Vitamin D3 sind bestimmt kein Problem. Man darf auch nicht vergessen, woher das Vitamin D kommt. Es gibt einerseits seriöse Firmen wie Ihre und andere. Und dann gibt es Firmen aus dem Internet, wo 10.000 I.E. draufsteht und trotzdem mehr drinnen ist. Es wird intern nicht immer so sorgfältig kontrolliert, wie man sich das wünschen würde. Grundsätzlich gelten in der Literatur 10.000 I. E. Vitamin D pro Tag über Monate als sicher, aber dann müssen auch wirklich pro Dosis 10.000 I.E. drinnen sein und nicht 20.000 I.E. Was schon berücksichtigt werden muss: dass es beim einen oder anderen Patienten Vitamin-D-Abbaustörungen gibt. Der Körper wehrt sich ja auch vor zu viel Vitamin D, was einem ja auch zu denken geben sollte. Über die Sonne kann man sich nicht mit Vitamin D vergiften, weil es noch direkt in der Haut abgebaut werden kann, bevor es in das System kommt.
Was sind für Sie die idealen Vitamin-D-Werte?
Wichtig ist, dass man weiß, welche Einheit das Labor, mit dem man zusammenarbeitet, verwendet. Beispielsweise Nanogramm pro Milliliter, da ist für mich der ideale Wert zwischen 30 und 40 ng/ml oder zwischen 30 und 50 ng/ml, akzeptabel zwischen 20 und 50 ng/ml. Manche Labore haben bis 100 ng/ml als normal angegeben, was manche Patienten dazu verführt, 80 ng/ml zu erreichen. Dies würde man mit der Sonne nie erzielen. Die berühmten Bademeister am Pool sind nach ein paar Wochen ungefähr bei 60 ng/ml. Die indigenen Völker, die draußen leben, haben um die 40 ng/ml. Also ein Wert von 80 ng/ml ist nicht normal und nicht anzustreben.
Die zweite Einheit, Nanomol (nmol), da muss man eben aufpassen, denn die nmol sind um den Faktor 2,5 höher. Manchmal wird das verwechselt oder gleichgesetzt und dann haben Sie natürlich einen zweieinhalbfach höheren Spiegel.
Sie haben unter anderem ein Buch über Vitamin D geschrieben, für wen ist das besonders interessant?
Das Buch ist sehr praxisrelevant gedacht und geschrieben. Es beleuchtet Vitamin D in den verschiedensten Aspekten. Es ist vor allem für Ärzte und interessierte Patienten bestens geeignet. Es ist auch für andere, im Gesundheitswesen tätige Personen, zum Nachschlagen gedacht und als Übersichtswerk konzipiert. Es sind viele physiologische Vorgänge, die von Vitamin D abhängig sind und hineinspielen. Es wird zwar sehr viel geforscht, aber nicht so viel, wie nötig wäre. Da kommt noch viel auf uns zu.
Was ist Ihnen noch wichtig, was würden Sie noch gerne sagen?
Was wir schon angeschnitten haben, dass manche Leute es zu gut meinen, dass sie meinen, mehr ist automatisch besser. Das ist nicht so, denn die Dosis macht das Gift, wie wir schon lange wissen. Zu viel Vitamin D kann auch giftig sein. Auch bei Vitamin K2 kann man bei Marcoumar Patienten übertreiben, also nicht übertreiben mit der Dosis. Auch nicht einmal im Jahr eine maximale Dosis und dann nie wieder was, sondern regelmäßige Gaben. Seriöse Anbieter auswählen und sich nicht irgendwas im Internet bestellen. Das Problem sind da Firmen die Vitamin D einfach so herstellen, die aber keine regulativen Strukturen haben.
Die Menschen sollen mehr in die Sonne gehen. Gerade im Frühjahr ist es bei uns bemerkbar, dass so viele den Drang haben, sich einfach rauszusetzen, zum Frühstücken oder Mittagessen, das ist ja eh irgendwie in uns drinnen. Das ist ab März eine mögliche Alternative zur Vitamin-D-Einnahme. Man soll sich für ein paar Minuten auch ohne Sonnencreme in die Sonne setzen, um auf natürliche Weise Vitamin D zu bilden. Am besten verbindet man das Ganze auch gleich mit körperlicher Aktivität.
Vielen Dank für das Interview!
* Anwendung von MULTIvitDK® bei Kindern unter einem Jahr, während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Personen, die blutverdünnende Medikamente, im Speziellen Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, nach Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker.